Jede Schwangere bekommt nach der ersten Vorsorgeuntersuchung von ihrem Gynäkologen einen Mutterpass ausgehändigt. In diesen Pass werden alle im Verlauf der Schwangerschaft und der Geburt erhobenen Daten und festgestellten Untersuchungsergebnisse eingetragen. Obwohl dieser Pass grundsätzlich für fachmedizinisches Personal gedacht ist, werden anschließend Seite für Seite die Begriffe erläutert damit auch Sie wissen, was die medizinischen Begriffe und Fachabkürzungen bedeuten. Vom medizinischen Fachpersonal werden festgestellte Befunde wie folgt angegeben:
Negativer Befund: neg. ; - ; Ø
Positiver Befund: pos. ; +
o.B.: ohne (krankhaften) Befund
Seite 2 - Laboruntersuchungen
Auf diesen Seiten sind die Ergebnisse verschiedener Blut-Tests (serologische Untersuchungen) festgehalten. Neben den im Mutterpass vorgeschriebenen Tests ist es empfehlenswert, einen Toxoplasmose- sowie einen Aids-Test durchführen zu lassen. Toxoplasmose ist eine weit verbreitete Parasiten-Erkrankung. Sie wird übertragen durch rohes Fleisch, rohen Schinken und seltener durch Katzenkot. Wenn sich eine werdende Mutter im zweiten Schwangerschaftsdrittel zum ersten Mal ansteckt, kann das Ungeborene in seiner Entwicklung geschädigt werden. Dennoch müssen Sie keine übertriebene Angst vor dieser Krankheit haben: So gut wie jeder Mensch hat sie schon einmal unbemerkt durchgemacht und ist somit immun. Den Test müssen Sie allerdings selbst bezahlen. Ein Aids-Test (HIV-Test) wird auf Wunsch durchgeführt, die Kasse übernimmt hierfür die Kosten. Im Mutterpass wird festgehalten, dass der Test gemacht wurde, nicht aber das Ergebnis.
Blutgruppenzugehörigkeit
Die
Blutgruppe und der Rhesus-Faktor der werdenden Mutter werden hier eingetragen. Der Grund: Bis vor wenigen Jahrzehnten starben manche Kinder kurz nach der Geburt aus unerklärlichen Gründen. 1940 entdeckte schließlich ein österreichischer Arzt die Ursache: eine Rhesus-Unverträglichkeit zwischen Mutter und Kind. Dazu kann es kommen, wenn eine rhesus-negative Frau, also eine Frau, in deren Blut der Rhesusfaktor fehlt, ein Kind von einem rhesus-positiven Mann bekommt. Das Kind wird vermutlich auch rhesus-positives Blut haben, das nun in Kontakt mit dem Blut der Mutter kommt. Trifft rhesus-positives mit rhesus-negativem Blut zusammen, so werden in dem Blut, das keinen Rhesusfaktor besitzt, Antikörper gebildet, die das rhesus-positive Blut zerstören können. Heute ist diese Komplikation aber kein Problem mehr. Ist eine Rhesus-Unverträglichkeit zu erwarten, wird die Mutter mit einem Serum geimpft. Dieses Anti-D-Serum sorgt dafür, dass im Blut der Mutter keine Antikörper gebildet werden. Auch nach Fehlgeburten oder Schwangerschaftsabbrüchen wird das Anti-D-Serum injiziert, denn auch dabei kann es geschehen, dass sich das Blut der Mutter mit dem des Embryos vermischt, und im Blut der Mutter bilden sich Antikörper, die das nächste Kind gefährden könnten.
Antikörper-Suchtest (AK-Suchtest)
Bei diesem Test wird untersucht, ob sich Antikörper gegen Blutgruppen-Antigene gebildet haben. Ein negativer Antikörpersuchtest ist der Normalfall. Bei rhesus-negativen Frauen wird mehrmals auf Anti-D-Antikörper untersucht. Lassen sich bis zur 28. - 30. Woche keine Anti-D-Antikörper nachweisen, so wird eine Anti-D-Prophylaxe durchgeführt. Man spritzt ein Anti-D-Serum und verhindert so, dass der Körper der Mutter selbst Antikörper bildet. Der Antikörpersuchtest zur Bestimmung der Blutgruppen-Antigene wird wiederholt im Laufe der Schwangerschaft (Antikörper-Suchtest-Kontrolle).
Röteln-HAH-Test
Eine Rötelinfektion während der ersten drei Schwangerschaftsmonate kann schlimme Folgen für das Kind haben: Herzfehler, Blind- oder Taubheit, geistige Defekte. Deshalb wird mit einer Blutuntersuchung überprüft, ob ein Schutzwert (Titer = Gehalt an Antikörpern gegen Röteln) vorhanden ist. Liegt der Titer bei 1:16 oder höher, so hat die Mutter genügend Antikörper im Blut und ist ausreichend geschützt. Liegt er darunter (1:8), kann ein Kontakt mit Röteln verhängnisvoll sein. Wenn Sie in dieser Situation sind, sollten Sie sofort ein Röteln-Immunglobulin spritzen lassen! Wenn Sie als Kind die Röteln hatten oder als junges Mädchen dagegen geimpft worden sind (spätestens drei Monate vor Eintritt der Schwangerschaft), brauchen Sie sich keine Sorgen machen. Selbst wenn Sie mit einem an Röteln erkrankten Kind zusammenkommen, kann Ihrem Baby nichts geschehen. Durch die Antikörper, die sich im Blut gebildet haben, sind Sie und das Ungeborene vor Ansteckung sicher.
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Nachweis von Chlamydia trachomatis- DNA aus einer Urinprobe
mittels Nukleinsäure-amplifizierendem Test (NAT)
Diese Infektion sollte während der Schwangerschaft unbedingt behandelt werden, denn sie kann beim Neugeborenen zu Augen- und Lungenentzündungen sowie Harnwegsentzündungen führen.
Antikörper-Suchtest-Kontrolle
Bei diesem Test wird erneut untersucht, ob sich Antikörper gegen Blutgruppen-Antigene gebildet haben.
Der Test wird inder 24. bis 27 SSW (Schwangerschaftswoche) wiederholt.
Röteln-HAH-Test-Kontrolle
Falls beim ersten Röteln-Bluttest festgestellt wurde, dass die Schwangere nicht ausreichend gegen Rötelnviren geschützt ist, wird eine zweite Blutuntersuchung veranlasst, um festzustellen, ob der Titerwert (Gehalt an Antikörpern gegen Röteln) sich verändert hat, ob genügend Antikörper im Blut vorhanden sind und die Schwangere gegen Röteln immun ist.
LSR durchgeführt
Syphilis (Lues venera) ist eine Geschlechtskrankheit, die zur Schädigung des Kindes führen kann. Bei der Vorsorgeuntersuchung wird deshalb nach Syphilis-Erregern gesucht (LSR steht für Lues-Such-Reaktion). Im Mutterpass wird nur festgehalten, ob die Untersuchung stattgefunden hat, nicht das Ergebnis.
Nachweis von HBs- Antigen aus dem Serum
Bei diesem Test wird untersucht, ob eine Hepatitis B-Infektion vorliegt. Dabei handelt es sich um eine infektiöse Leberentzündung. Der Test wird im letzten Schwangerschaftsdrittel durchgeführt, um im Falle eines positiven Befundes noch vor der Geburt behandeln zu können.
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Angaben zu vorangegangenen Schwangerschaften
In diese Tabelle werden Informationen zu vorherigen Schwangerschaften eingetragen. Unter anderem wird vermerkt, ob die Frau einen Kaiserschnitt (S = Sectio), eine Abtreibung (Abruptio), eine Fehlgeburt (Abort) hatte und wie vorangegangene Geburten verliefen. Bei einer Bauchhöhlenschwangerschaft wird EU (Extrauterine Gravidität) vermerkt. Aus dem Verlauf früherer Schwangerschaften kann der Arzt auf mögliche Risiken schließen.
Von einer Spätabtreibung wird gesprochen, wenn diese nach der 22. SSW erfolgt.
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A. Anamnese und allgemeine Befunde/Erste Vorsorge-Untersuchung
Die Befunde der Erstuntersuchung (Anamnese) werden genau dokumentiert. Die 26 Punkte des Fragenkatalogs verschaffen einen Überblick über die Krankengeschichte der werdenden Mutter und mögliche Risiken. Fehl- oder Frühgeburten, Alter, aber auch körperliche und seelische Belastungen fragt der Arzt ab.
Unter Gravida vermerkt der Arzt, um die wievielte Schwangerschaft einschließlich der jetzigen es sich handelt. Hierzu zählen auch Fehlgeburten.
Para gibt an, die wievielte Geburt einschließlich der jetzigen Schwangerschaft eintreten wird. Beispiel: Bei einer erstmaligen Schwangerschaft in der abgetrieben (Abruptio = Schwangerschaftsabbruch) wurde steht unter Gravida:1 und unter Para:0.
Nach dem umfangreichen Katalog wird eine Schwangerschaft dann als Risiko-Schwangerschaft eingestuft. Aufgrund der vielen Kriterien passiert dies häufig. Werdende Mütter, die als Risiko-Schwangere eingestuft werden, brauchen deshalb aber keine Angst haben. Manche der aufgeführten Kriterien sind umstritten und haben oft nur wenig Bedeutung für die Schwangerschaft. Eine Risiko-Schwangerschaft muss nicht schwieriger sein als eine normale. Und Risiko-Schwangerschaft bedeutet zunächst nur, dass die Schwangerschaft besonders sorgfältig betreut werden muss. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und fragen Sie bei Unklarheiten nach.
Dies sind die häufigsten Risiken
Adipositas: Sie liegt vor, wenn das Gewicht der Frau mehr als 20 Prozent über dem Normalgewicht liegt. Das hat aber nichts zu bedeuten, wenn die Frau sich fit fühlt.
· Schwanger unter 18 Jahren: Sehr junge Mütter brauchen besonders viel Zuwendung.
· Schwanger über 35: Für die Mutter ist dies nicht riskant. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind eine Chromosomenstörung hat, ist jedoch höher.
· Sterilitätsbehandlung: Das Kreuzchen an diesem Punkt bedeutet: Die Schwangerschaft sollte besonders intensiv betreut werden, weil die Frauen vor der Schwangerschaft wegen Unfruchtbarkeit behandelt wurden.
· Rasche Schwangerschaftsfolge: Frauen, die ihr Kind im Abstand von unter einem Jahr bekommen, sind oft im Stress. Daraus können Probleme für die Schwangerschaft erwachsen.
· Allergien: Der Arzt klärt Überreaktionen auf bestimmte Stoffe und bewertet sie in Hinsicht auf die Schwangerschaft.
Beratung der Schwangeren
Aufgabe des Arztes ist es auch, Sie während der Schwangerschaft zu beraten. Er sollte Sie unter anderem über mögliche Risiken aufklären und Ihnen erläutern, wie Sie sich am besten auf die Schwangerschaft einstellen. Fragen Sie Ihren Arzt auch nach Geburtsvorbereitung und Schwangerschaftsgymnastik.
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B. Besondere Befunde im Schwangerschaftsverlauf
Dieser zweite Risiko-Katalog bezieht sich auf Probleme, die während der Schwangerschaft auftreten können. Zu "besonderen Befunden" gehören seelische Belastungen ebenso wie frühe Blutungen oder Infektionen. Die lange Liste verdeutlicht, warum so viele Frauen als Risiko-Schwangere eingestuft werden. Auch durch einen Eintrag in dieser Liste sollten Sie sich deshalb nicht verunsichern lassen, sondern sich vom Arzt genau erklären lassen, was dies für Ihre Schwangerschaft bedeutet.
Abusus bezeichnet den Missbrauch von Alkohol, Tabak, Medikamenten, Drogen oder anderen Genussmitteln.
Mit Hydramnion wird ausgesagt, dass deutlich mehr Fruchtwasser (FW) als normal vorhanden ist.
Oligohydramnie bezeichnet eine zu geringe Menge an Fruchtwasser.
Bei einer Amnioskopie (Fruchtwasserspiegelung - Hohlnadel wird durch die Bauchdecke in die Gebärmutter geführt) wird in der Regel zwischen der 15. und 18. SSW mit Hilfe eines Amnioskops Fruchtwasser für Untersuchungszwecke unter Ultraschallkontrolle entnommen.
Bei einer vorgelagerten Plazenta (Geburtsweg wird versperrt) wird Placenta praevia vermerkt.
EPH-Gestrose kennzeichnet eine schwangerschaftsspezifische Erkrankung. E = Edema (Ödem, Wassereinlagerung im Gewebe); P = Proteinurie (Eiweißausscheidung über 1 ‰ im Urin); H = Hypertonie (Blutdruck über 140/90).
FB+ = fetale Bewegung positiv oder KB+ = Kindsbewegung positiv
FB- = fetale Bewegung negativ oder KB- = Kindsbewegung negativ
Terminbestimmung
Der Arzt berechnet den voraussichtlichen Geburtstermin (ET = Errechneter Entbindungstermin) des Kindes. Dafür muss er das Datum des ersten Tages Ihrer letzten Regel (LR) kennen. In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft kann dieser Termin durch eine Ultraschalluntersuchung korrigiert werden. Nur etwa vier Prozent der Babys halten sich aber tatsächlich an ihren "Termin". Ein kleinerer Teil kommt in den zehn Tagen davor zur Welt, Frühgeburten sind dabei nicht mitgezählt. Die meisten Kinder werden in den zehn Tagen nach dem errechneten Termin geboren.
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Gravidogramm
Schwangere sollten alle vier Wochen zur Vorsorgeuntersuchung gehen, ab der 32. Woche alle zwei Wochen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden in das Gravidogramm eingetragen. Neben den Daten der Mutter wird hier auch die Entwicklung des Kindes genau dokumentiert.
Erste drei Spalten (Datum, SSW)
Hier werden das jeweilige Untersuchungsdatum, die angenommene und die gegebenenfalls korrigierte Schwangerschaftswoche (SSW) eingetragen.
Fundusstand
Der Fundusstand bzw. Symph.-Fundusabstand gibt den oberen Gebärmutterrand an und wird ertastet: Er fühlt sich wie eine Muskelschicht an. Als Maßeinheit für den Fundusstand wird die Anzahl der Querfinger (QF) angegeben. Beispiel: N + 2 QF bedeutet 2 Querfinger über dem Nabel
Kindslage
Die Kindslage gewinnt erst gegen Ende der Schwangerschaft an Bedeutung. Etwa vier Wochen vor der Geburt nimmt das Baby seine endgültige Lage ein. Bei den letzten Vorsorgeterminen wird deshalb sorgfältig untersucht, wo Kopf und Steiß des Ungeborenen liegen. Mediziner verständigen sich darüber in Abkürzungen wie SL(Schädel-Lage), BEL (Becken-Endlage oder Steißlage), QL (Querlage), S (Seitenlage).
Herztöne
Heute kann eine werdende Mutter manchmal schon in der achten Schwangerschaftswoche den Herzschlag ihres Kindes spüren. Mit Hilfe eines Ultraschallgerätes kann man den Herzschlag auch sehen, der Herzton-Wehenschreiber zeichnet ihn auf Papier auf. Der Puls des Kindes im Mutterleib ist doppelt so schnell wie der eines erwachsenen Menschen: 120 bis 140 Schläge in der Minute. Die Herzfrequenz ist für den Arzt ein wichtiges Indiz dafür, dass es dem Kind auf seinem Weg ins Leben gut geht.
Kindsbewegung
Die werdende Mutter wird gefragt, ob sie schon Kindsbewegungen gespürt hat. Denn der Zeitpunkt der ersten Kindsbewegungen ist ein weiterer Anhaltspunkt für den voraussichtlichen Geburtstermin. Beim ersten Baby bemerken Schwangere in der 18. bis 20. Schwangerschaftswoche die Bewegungen ihres Kindes zum ersten Mal. Bei der zweiten Schwangerschaft sind Kindsbewegungen bereits in der 16. Woche zu spüren. Sie können das Flirren und Flattern des Babys dann besser von Darmbewegungen unterscheiden. Kindsbewegungen sind ein Zeichen dafür, dass es dem Kind gut geht.
Ödeme
Ödeme sind Wassereinlagerungen, gegen Ende der Schwangerschaft haben sie fast alle Frauen. Meist verschwinden die Ödeme nach der Entbindung, denn bei der Geburt wird viel Flüssigkeit ausgeschwemmt. Besorgnis erregend werden dicke Füße nur dann, wenn gleichzeitig der Blutdruck steigt und im Urin Eiweiß gefunden wird. Dann entscheidet der Arzt, ob eine Behandlung mit Medikamenten ausreichend ist oder eine Überwachung in der Klinik notwendig ist.
Varikosis
Varikosis (Krampfadern) sind Blutstauungen in den Venen, die Spannungsgefühle und Schmerzen in den Beinen, manchmal auch in den Schamlippen erzeugen. Die Beinvenen müssen während der Schwangerschaft bis zu einem Viertel mehr Blut als früher zum Herzen und zurück transportieren. Dadurch sind sie manchmal überfordert. Sie erweitern sich und treten nach außen. Normalerweise verschwinden Krampfadern nach der Geburt. Um vorzubeugen, sollten Sie Hausarbeit möglichst im Sitzen erledigen, viel barfuß laufen (das bewegt die Muskeln und pumpt das Blut zurück!). Auch Stützstrümpfe helfen. Wohltuend sind regelmäßige Bürstenmassagen mit kaltem Wasser oder Fußgymnastik (wie sie betrieben wird, lernt man in vielen Geburtsvorbereitungskursen). Sie sollten jedoch auch mit dem Arzt darüber sprechen, denn Krampfadern können die Gefahr einer Thrombose erhöhen.
Gewicht
Wie viel eine Frau während der Schwangerschaft zunimmt, ist individuell unterschiedlich. Bis zur 16. Schwangerschaftswoche ändert sich das Gewicht kaum. Eine Zunahme von 12 bis 15 Kilo bis zum Ende der Schwangerschaft ist nicht ungewöhnlich. Eine extreme Gewichtszunahme ist ein Risikofaktor für Mutter und Kind, denn sie könnte die Versorgung des Ungeborenen verschlechtern.
RR
Aus dem
Blutdruck (RR nach Riva-Rocci) lässt sich schließen, wie gut z.B. der Herzmuskel pumpt und damit den Kreislauf von Mutter und Kind in Schwung hält. Ein niedriger Blutdruck beginnt ungefähr bei 100/70, ein hoher bei 140/90. Um zu beurteilen, ob der Blutruck sinkt oder steigt, sollten allerdings immer frühere Werte herangezogen werden. Normalerweise fällt der Blutdruck im zweiten Schwangerschaftsdrittel etwas ab. Ein Blutdruck, der erst im Laufe der Schwangerschaft steigt, kann beginnende Krankheiten ankündigen, beispielsweise eine Gestose. Bei Schwangeren mit Blutdruckproblemen achtet der Arzt immer auch darauf, ob das Ungeborene gut versorgt wird und richtig wächst. Fällt der Blutdruck zu sehr ab oder steigt er sehr, dann geht es oft nicht ohne Medikamente.
Hb (Eryl)
Diese Untersuchung dient zur Feststellung von Blutarmut (Anämie). Blutarmut bedeutet nicht etwa zu wenig Blut, sondern den Mangel an Blutfarbstoff (Hämoglobin). Dieser Farbstoff hat eine lebenswichtige Aufgabe: Er nimmt in den Lungen Sauerstoff auf und transportiert ihn zu den einzelnen Zellen des Körpers - auch zu denen des ungeborenen Kindes. Um Hämoglobin bilden zu können, braucht der Körper Eisen. Schon unter "normalen Umständen" ist es schwer, den Eisenbedarf des Körpers zu decken. Um so mehr in der Schwangerschaft, vor allem in der zweiten Hälfte, wenn der Eisenbedarf sich erhöht. Wichtig bei Eisenmangel ist, die Ernährung umzustellen: Nahezu alle roten Gemüsesäfte und Früchte enthalten Eisen. Meist verschreibt der Arzt Eisentabletten.
Sediment (Eiweiß/Zucker/Nitrit/Blut)
Bei jedem Vorsorgetermin wird mit Hilfe eines Teststäbchens das Urin auf Eiweiß, Zucker, Nitrit (Bakterienstoffwechsel-Produkt) oder Blut untersucht. Für einen eindeutigen Urin-Befund benötigt der Arzt den so genannten Mittelstrahlurin. Das ist der zweite Urinstrahl beim Wasserlassen: Im ersten können Bakterien der Scheide mitschwimmen und so den Befund verfälschen. Eiweiß und Zucker dürfen allenfalls gegen Ende der Schwangerschaft gering positiv sein. Wird Zucker im Urin gefunden, kontrolliert man am selben Tag auch den Blutzucker, um eine Schwangerschafts-Diabetes (Zuckerkrankheit) auszuschließen. Vorübergehend können auch viele Süßigkeiten oder eine sehr kohlehydratreiche Ernährung an der Zuckerausscheidung schuld sein. Nitrit und Blut im Urin deuten auf eine Entzündung der Blase oder der Niere hin. Für Harnwegsinfektionen sind viele Frauen in der Schwangerschaft leider anfälliger als sonst.
Vaginale Untersuchung (VU)
Hierbei ertastet der Arzt die Beschaffenheit von Muttermund (MM, portio) und Gebärmutterhals (Cx = Cervix uteri; Zervix). So kann er rechtzeitig eine Frühgeburtsneigung erkennen, wenn z.B. der Muttermund weich wird und sich leicht öffnet.
Sonstiges/Therapie/Maßnahmen
Hier werden Untersuchungen festgehalten, die zusätzlich durchgeführt wurden, zum Beispiel der Triple-Test in der 11. bis 14. SWW, um die Wahrscheinlichkeit für das Down-Syndrom zu ermitteln.
Bei einer nicht besonders präzisen NFM (Nackenfaltentransparenzmessung) wird per hochauflösendem Ultraschall die Dicke einer mit Flüssigkeit gefüllten Nackenfalte gemessen, die einen Rückschluss (normal sind 1,0 bis 2,5 mm ) auf das Down-Syndrom-Risiko herstellt.

Die Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit
Down-Syndrom (
Mongoloismus) oder
Trisomie 21 (das Chromosom Nr. 21 liegt dreifach vor) zu gebären, steigt mit zunehmendem Alter und liegt wissenschaftlichen Studien zufolge bei
20-Jährigen bei 1:1.550; 25-Jährigen bei 1:1.350; 30-Jährigen bei 1:900;
35-Jährigen bei 1: 300; 40-Jährigen bei 1: 100; 45-Jährigen bei 1: 30.

Das Statistische Bundesamt hat ermittelt, dass im Jahr 2009 das
Durchschnittsalter aller verheirateten und unverheirateten Mütter
beim ersten Kind bei fast 29 Jahren lag.
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Besonderheiten zu den Katalogen A. und B.
Besonderheiten und Ergänzungen zu den Risikokatalogen werden hier eingetragen, zum Beispiel wenn eine Amniozentese durchgeführt wurde. Diese Untersuchung wird Frauen über 35 empfohlen, um Chromosomenschäden beim Kind zu erkennen.
Stationäre Behandlung während der Schwangerschaft
Cardiotokographische Befunde
Falls es irgendwelche auffälligen cardiotokographischen Befunde gibt, werden diese hier aufgeschrieben. Der Herzton-Wehen-Schreiber (Cardiotokograph, CTG) zeichnet die Herztätigkeit des Kindes sowie die mögliche Wehenbereitschaft der Gebärmutter. Das Gerät besteht aus einem kleinen Ultraschall-Kopf und einem Wehendruckmesser, die am Bauch der Schwangeren angebracht werden. Sie erhalten ihre Impulse über einen Taststift, der mit leichtem Druck gegen die Bauchdecke der Mutter gepresst wird. Arzt und Hebamme können mit Hilfe der elektronischen, auf einem Papierband registrierten Signale erkennen, ob es dem Kind im Bauch gut geht. Der Cardiotokograph gehört zu den wichtigsten Hilfsmitteln bei der Überwachung einer Geburt. Während der Vorsorge greifen Frauenärzte gerne zu dieser Untersuchung, um besonders Schwangere unter Stress optimal zu überwachen. Denn diese neigen am meisten zu so genannten vorzeitigen Wehen.
Die Abkürzung HT steht für Herztöne, der Begriff FHF für Fetale Herz-Frequenz (Herzschläge des Kindes).
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Ultraschall-Untersuchungen
Mit Ultraschall (US = Ultraschall - Sonographie) kann der Arzt das Kind von Kopf bis Fuß untersuchen und prüfen, ob es sich gesund entwickelt. Mögliche Fehlbildungen können so rechtzeitig erkannt und teilweise schon im Mutterleib behandelt werden. Der Körper des Kindes wird bei den Untersuchungen gemessen, die Ergebnisse werden in den Mutterpass eingetragen. Gibt es weder Risiko noch Verdacht, dass mit dem Ungeborenen etwas nicht stimmt, dann halten Experten drei Ultraschalltermine für ausreichend. Bei auffälligen Ultraschallbefunden werden weitere Ultraschalluntersuchungen zu diagnostischen Zwecken durchgeführt. Die Dopplersonographie ist eine Sonderform des Ultraschalls. Sie kommt nur zum Einsatz, wenn der Verdacht besteht, dass etwas nicht in Ordnung ist, z.B. wenn das Baby nicht ausreichend versorgt ist. Gemessen wird die Fließgeschwindigkeit des Blutes in Plazenta und Nabelschnur, manchmal misst man auch den Blutfluss im Herzen oder den Nieren des Ungeborenen. Obwohl nur drei Ultraschall-Termine vorgeschrieben sind, legen Frauenärzte im Durchschnitt sechs Mal pro Schwangerschaft den Schallknopf auf den Bauch der werdenden Mutter. Wenn Sie unnötige Ultraschalluntersuchungen stören, sollten Sie sich weigern. Über Schäden durch häufigen Ultraschall ist allerdings nichts bekannt.
Screenings
I. Sreening
9. - 12. Woche: Aus der Größe des Embryos errechnet der Arzt Alter und Geburtstermin des Kindes. Er kann im Ultraschall auch sehen, ob Mehrlinge unterwegs sind.
II. Screening:
19. - 22. Woche: Jetzt sieht man, ob alle Organe gut angelegt sind und sich das Baby normal entwickelt. Auch wo die Plazenta sitzt, lässt sich nun erkennen.
Jetzt, ab der 22. SSW ist das Gehör des Ungeborenen fertig ausgebildet und es kann ab jetzt nicht nur den Herzschlag oder die Verdauungsgeräusche der Mutter wahrnehmen sondern auch Stimmen von außen, wenn auch nur in gedämpfter Form.
VWP = Vorderwandplazenta (Plazenta liegt auf der Bauchseite)
HWP = Hinterwandplazenta (Plazenta hat sich bei der Wirbelsäule gelegt)
III. Screening:
29. - 32. Woche: Außer dem Wachstum des Ungeborenen wird die Funktion seiner inneren Organe, aber auch die Plazenta und die Fruchtwasserwassermenge bestimmt.
FS - Fruchtsackdurchmesser
SSL - Scheitel-Steiß-Länge, die Länge des Babys vom Scheitel bis zum Steiß
BPD - Biparietaler Durchmesser, der Querdurchmesser des kindlichen Kopfes (von Schläfe zu Schläfe)
FOD - Frontooccipitaler Durchmesser, der Längsdurchmesser des Kopfes (von Stirn zu Hinterkopf)
KU - der Kopfumfang
ATD - Abdominaler Transversaldurchmesser, der Querdurchmesser von linker zu rechter Bauchseite
APD - Anterior-posterior Durchmesser, der Durchmesser des Bauches vom Nabel zum Rückgrat
AU - Abdomenumfang, der Bauchumfang
FL - Femurlänge, die Länge des kindlichen Oberschenkelknochens
HL - Humeruslänge, die Länge des Oberarmknochens
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Normkurven für den fetalen Wachstumsverlauf
SSL - Scheitel-Steiß-Länge, die Länge des Babys vom Scheitel bis zum Steiß
BPD - Biparietaler Kopfdurchmesser, der Querdurchmesser des kindlichen Kopfes (von Schläfe zu Schläfe)
ATD - Abdominaler Transversaldurchmesser, der Querdurchmesser von linker zu rechter Bauchseite
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Weiterführende Ultraschall-Untersuchungen
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Abschluss-Untersuchung/Epikrise
Im Mutterpass wird zusammenfassend festgehalten, wie die Geburt und das Wochenbett verlaufen sind. Auch Untersuchungen des Neugeborenen werden dokumentiert. Am Tag der Entlassung aus der Klinik und sechs bis acht Wochen nach der Geburt wird die Frau noch einmal untersucht. Die wichtigsten Ergebnisse werden ebenfalls im Mutterpass vermerkt.
Geburtsmodus
Der Geburtsmodus beschreibt, wie das Kind entbunden wurde:
Spontan (sp) - vaginale Entbindung ohne operativen Eingriff
Sectio (S) - durch Kaiserschnitt
vaginale Operation (vag. Op) - das heißt durch Zangengeburt (Forceps) oder Einsatz einer Saugglocke (VE Vacuum = Vakuumextraktion).
Kindslage
Hier wird festgehalten, wie das Kind bei der Entbindung im Bauch der Mutter lag: Mit dem Kopf zuerst (SL für Schädellage), mit dem Becken nach unten (BEL Becken-Endlage oder Steißlage) oder quer im Geburtskanal (QL für Querlage).
Apgar-Zahl
Gleich nach der Geburt wird der so genannte
Agpar-Test durchgeführt. Er wurde 1953 von der New Yorker Narkoseärztin Dr. Virginia Apgar entwickelt. Durch den Test wird der Zustand des Neugeborenen so genau wie möglich erfasst. Die Ergebnisse zeigen, wie es die Geburt überstanden hat, wie gut es den Anpassungsprozess bewältigt und ob es sich nach anfänglichen Schwierigkeiten schnell erholt. Untersucht werden fünf Lebensfunktionen. Für jeden Einzeltest bekommt das Neugeborene eine Note zwischen 0 und 2.
Die Noten werden zusammengezählt: Acht bis zehn Punkte bedeuten, dass es dem Kind gut bis sehr gut geht, eine Bewertung unter sieben lässt eine (oft vorübergehende) Störung vermuten. Deshalb wird der Apgar-Test nach fünf und noch einmal nach zehn Minuten wiederholt. Hat das Baby bei der ersten Untersuchung weniger als vier Punkte, wird sofort behandelt.
pH-Wert
Neben dem Agpar-Test wird auch eine Blutuntersuchung des Neugeborenen gemacht. Aus der Nabelschnur-Arterie entnimmt der Arzt etwas Blut und testet den Säuregrad (Normalwert: pH 7,35 - 7,45). Wenn nötig, wird das Baby dann mit Sauerstoff versorgt.
Wochenbett
Kommt es im Wochenbett zu Komplikationen, so wird dies vermerkt. Bei der Abschlussuntersuchung vor der Entlassung aus der Klinik prüft der Arzt die Rückbildung der Gebärmutter (Uterus) und ob eventuelle Geburtsverletzungen heilen, beispielsweise ein Dammriss.
direkter Coombs-Test
Hierbei wird untersucht, ob das Kind Antikörper im Blut hat.
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Besonderheiten im Wochenbett
2. Untersuchung nach der Entbindung (6. bis 8. Woche) durch den Frauenarzt.
Hier wird angegeben ob die Mutter gestillt, nicht gestillt hat oder abgestillt hat.
Vom Kinderarzt soll die Vorsorgeuntersuchung U3 in der 4. bis 6. Lebenswoche durchgeführt werden.
Weitere Schwangerschaft (Seiten 17 - 32)
Weitere Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche.
U1 = unmittelbar nach der Geburt
U2 = zwischen dem 3. und 10. Lebenstag
U3 = in der 4. bis 6. Lebenswoche
U4 = im 3. bis 4. Lebensmonat
U5 = im 6. bis 7. Lebensmonat
U6 = im 10. bis 12. Lebensmonat
U7 = im 12. bis 24. Lebensmonat
U7a = im 25. bis 42. Lebensmonat (keine Kassenleistung, teilweise freiwillige Leistung)
U8 = im 43. bis 48. Lebensmonat
U9 = im 6. Lebensjahr
U10 = im 7. bis 8. Lebensjahr (keine Kassenleistung, teilweise freiwillige Leistung)
U11 = 9. bis 10. Lebensjahr (keine Kassenleistung, teilweise freiwillige Leistung)
J1 = im 12. bis 15. Lebensjahr
J2 = im 16. bis 18. Lebensjahr (keine Kassenleistung, teilweise freiwillige Leistung)
Quelle: Wesentliche Auszüge aus ELTERN, 81673 München, mit eigenen Ergänzungen und Anpassungen auf den Stand 2009)

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